Otto Klemperer
Otto Klemperer (1885 Breslau - 1974 Zürich) wurde im schlesischen Breslau geboren. Sein am Dr. Hoch’s Konservatorium in Frankfurt am Main begonnenes Studium setzte er in Berlin am Stern’schen Konservatorium bei James Kwast (Klavier) und Hans Pfitzner (Komposition und Orchesterleitung) fort.
Als er 1905 bei Gustav Mahlers 2. Sinfonie unter Oskar Fried das Fernorchester dirigieren durfte, traf er den Komponisten persönlich. Die beiden wurden Freunde, und Klemperer bekam 1907 auf Empfehlung Mahlers die Stelle des Chorleiters, später eines Kapellmeisters am deutschen Landestheater in Prag. 1910 assistierte er Mahler bei der Uraufführung von dessen 8. Sinfonie.
In seiner weiteren Laufbahn kam er an das Stadt-Theater Hamburg (1910–1912) und das Stadttheater Barmen (1912–1913). Von 1914 bis 1917 war er Pfitzners Stellvertreter am Stadttheater in Straßburg und Chefdirigent der Straßburger Philharmoniker. Danach folgte eine Tätigkeit als Kapellmeister, später als Generalmusikdirektor an der Kölner Oper (1917–1924).
Durch den katholischen Geistlichen Franz Xaver Münch, mit dem er freundschaftlich verbunden war, fand er 1918 Kontakt zur Abtei Maria Laach und konvertierte 1919 vom jüdischen Glauben zum Katholizismus.
In Köln heiratete er 1919 die Sängerin Johanna Geisler. Von 1924 bis 1927 wirkte Klemperer als Generalmusikdirektor in Wiesbaden, seine schönste Zeit, wie er später bekundete. Danach leitete er bis 1931 die Krolloper in Berlin.
Klemperer wurde berühmt für seine Aufführungen zeitgenössischer Werke, wie zum Beispiel Arnold Schönbergs Die glückliche Hand, Leoš Janáčeks Oper Aus einem Totenhaus, Igor Strawinskys Oedipus Rex und Paul Hindemiths Cardillac. Klemperer hatte sich durch seine aufsehenerregenden Aufführungen in der Zeitspanne zwischen dem Ende des Ersten Weltkrieges und der Machtergreifung Hitlers 1933 einen Ruf als einer der ganz großen Dirigenten des Deutschen Reichs erworben.
1933 wurde Klemperer als „Kulturbolschewist“ bezeichnet und mit einem Aufführungsverbot belegt. Noch im gleichen Jahr emigrierte er in die USA, wo er Dirigent beim Los Angeles Philharmonic Orchestra wurde. Im Lexikon der Juden in der Musik (1940) wurde er mit folgender Aussage verfemt: „Seine Hauptaufgabe sah Klemperer in der bewussten Entstellung deutscher Meisterwerke.“
Während seiner Zeit in Amerika konzentrierte er sich vor allem auf die Werke der deutschen Klassiker und Romantiker wie Beethoven, Brahms oder Mahler.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kehrte er zurück nach Europa und wurde musikalischer Leiter der Staatsoper in Budapest (1947–1950). Nachdem er noch drei Jahre unter anderem beim Montreal Symphony Orchestra tätig war, ließ er sich 1954 in der Schweiz nieder und arbeitete hauptsächlich mit dem Philharmonia Orchestra London, wo er 1959 den Posten als Chefdirigent auf Lebenszeit erhielt.
Obwohl Klemperer weniger als Komponist bekannt wurde, schrieb er doch eine Vielzahl eigener Werke, darunter sechs Sinfonien, eine Messe, neun Streichquartette, ungefähr 100 Lieder und eine Oper mit dem Titel Das Ziel.
n seinem späteren Leben litt Klemperer an einer partiellen Lähmung, die wohl noch von einer Operation im Jahre 1939 herrührte, als man ihn wegen eines Tumors im Kopf behandelte. Außerdem war er an der bipolaren Störung (manisch-depressive Erkrankung) erkrankt, wegen der er zeitweise in klinischer Behandlung war. Trotzdem blieb er bis ins Jahr 1971 tätig. In seinen letzten Jahren ist er „kürzlich zum Glauben der Väter zurückgekehrt, besucht fleißig den Tempel und hält die Riten“.[5] Nach 1971 zog er sich aus der Öffentlichkeit zurück, bis er 1973 in Zürich starb. Er wurde dort auf dem Israelitischen Friedhof Oberer Friesenberg beerdigt. Seine Tochter Lotte (1923–2003) war für ihn bis zuletzt als Managerin, Sekretärin und Betreuerin tätig. Sein Sohn Werner (1920–2000) war als Schauspieler in Hollywood hauptsächlich bekannt für seine Rolle des Oberst Wilhelm Klink in der Sitcom Ein Käfig voller Helden.