[1884-1942]

Erwin Schulhoff

Erwin Schulhoff (1894-1942), gebürtig aus Prag in einer deutsch-jüdischen Familie, ist ein Komponist dessen wertvoller Beitrag an der Musik der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, völlig ungerechterweise in Vergessenheit geraten ist.

Sein musikalisches Talent wurde schon als er erst 7 Jahre alt war, von Antonin Dvorak erkannt.
Vor dem ersten Weltkrieg komponierte Schulhoff im Stile seiner Idole Reger, Strauss und Debussy, aber seinen schlimmen Erfahrungen in den Schützengraben des ersten Weltkriegs, als Soldat des Österreichischen Heers, änderten sich seine ästhetischen Ansichten drastisch. Er siedelte nach Deutschland um, zuerst zu seiner Schwester, Schülerin der Kunstgewerbeschule in Dresden, und stürtzte sich, als Pianist, Komponist und Konzertorganisator, hingebungsvoll auf sämmtliche radikalen Kunstgattungen seiner Zeit, worunter den Dadaïsmus und im besonderen der grossen Mode dieser Zeit : den Jazz.

Als Pianist feierte er viele Triumphe in Europa.
1923 fühlte er sich allmählich von dem verschlimmerten politischen Klimat in Deutschland bedrängt und kehrte er nach seine Heimatstadt Prag zurück.

In den dreissiger Jahren vollzog sich abermals eine musikalische Metamorphose. Nach seiner 'Bekehrung' zum Kommunismus schrieb er fortan hauptsächlich Werke im Stil des 'sozialistischen Realismus'.
Hitler's Kriegserklärung, 1941 an Rusland, vereitelte Schulhoff's Plan in die Sovjetunion zu emigrieren. Er wurde in Prag festgenommen und in ein Internierungslager in Wülzburg (Bayern) deportiert. Er starb im selben Jahr einer Tuberkulose zufolge.

Die Ebony Band hat einen nicht unwichtien Beitrag an der Rehabilitierung von Erwin Schulhoff geliefert. Er war ein Komponist der ein wundervollen Spiegel seiner Zeit war, indem er mit grosser Phantasie, Fachkenntniss und Kreativität in vielen unterschiedlichen modernen Musikstile komponierte.
Seine mittlerweise vom Herausgeber Schott publizierte Dadakomposition Wolkenpumpe, gab die Ebony Band 1990 die Weltpremière. Ausserdem wurden zwei weitere Dadastücke von der Ebony Band (Sonata Erotica / Symphonia Germanica) wiederentdeckt und herausgegeben.
Zwei ganze Schulhoff CD's und noch eine halbe (worauf auch Werke von Weill und Toch stehen), enthalten mehrere Plattenersteinspielungen.
Auch realisierte die Ebony Band in eigener Verwaltung eine Wiederherausgabe der 1919 entstandene  Kunstmappe Zehn Themen, in der die Noten von zehn Klavierstücke neben zehn dazugehörende Lithographien des Malers (und Freund von Schulhoff) Otto Griebel, abgedruckt standen. De Ebony Band Herausgabe enthält auch eine CD auf der Pianist Gerard Bouwhuis die zehn Klavierstücke spielt (siehe Zehn Themen).
In der Ebony Band Edition wurden ausserdem einige Unterhaltungsstücke von Schulhoff (zum ersten Mal) herausgegeben.
W.H.