Prager Untergrund

Zu einer abenteuerlichen Entdeckungsreise lädt die von Werner Herbers ebenso klug beratene wie inspiriert geleitete Ebony Band unter dem Motto "Around Prague 1922-1937" ein.
Was es da im musikhistorischen Untergrund an längst vergessenen Schätzen aus der tschechischen Avantgarde im Bannkreis von Expressionismus, Futurismus und Dadaismus zu heben gibt, ist erstaunlich. Witzig, wie die von wachem Musiziergeist erfüllten lnterpretationen sind auch die stilistischen Verbindungen, die zwischen Emil Franticek Burian, Alois Hàba, Miroslav Ponc, Hans Aldo Schimmerling und Viktor Ullmann hergestellt werden. Als unterhaltsame Intermezzi fungieren einzelne Stücke aus der Bühnenmusik, die Ponc  1926 fur eine Prager Neuinszenienrung von Cocteaus "Hochzeit auf dem Eiffelturm" schuf. Je ein Vierteltöne
produzierendes Klavier und Harmonium, funf diatonische Instrumente und Schlagzeug bringen die ohnehin mit viel lronie gespickte Musik in dadaistische Schräglage und damit wohl manchen Hörer in Verlegenheit.
Ein auf Kirchentonarten basierendes "Nonett" von Hàba und die moderat modernen "Sechs Lieder" nach Gedichten von Albert Steffen, die Viktor Ullmann unter anthroposophischem Einfluss schrieb, besänftigen
0hr und Gemüt zwischendurch.

Walter Labhart